Menschen mit Laktoseintoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) können Laktose (Milchzucker) nicht vollständig verdauen. Milchprodukte verursachen ihnen deshalb Verdauungsbeschwerden. Laktose ist in Milch und in den meisten Milchprodukten, wie Rahm, Obers oder Joghurt enthalten. Die Laktose ist eine Art von Zucker, die sich in ihrem chemischen Aufbau jedoch von dem herkömmlichen Haushaltszucker unterscheidet. Die Laktose selbst kann unser Darm nicht aufnehmen, er muss sie zuerst in seine Bestandteile zerlegen. Das passiert bei einem Großteil der Menschen durch ein Enzym im Darm, die sogenannte Laktase. Menschen mit Laktoseintoleranz besitzen zu wenig von dem Enzym Laktase. Sie können deshalb Laktose nicht vollständig aufnehmen und sie verbleibt im Darm. Dort wird sie von den Darmbakterien verdaut, die dabei Gase produzieren. Das bedeutet für die Betroffenen Durchfall, Bauchschmerzen oder Blähungen. Viele Menschen mit Laktoseintoleranz vertragen trotzdem geringe Mengen an Milchprodukten gut. Wie viel Laktose problemlos möglich ist, finden Betroffene am besten durch Ausprobieren heraus. Schuld an der Laktoseintoleranz sind wahrscheinlich die Gene. Aber auch Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können eine Intoleranz auslösen. Genauso kann sich eine Laktoseintoleranz mit der Zeit auch wieder bessern oder sogar ganz verschwinden.
Laktoseintoleranz – Laktose verdauen: keine Selbstverständlichkeit
Dass der Großteil der Menschen in Europa Milch problemlos verträgt, ist übrigens keine Selbstverständlichkeit. Kuhmilch ist aus evolutionärer Sicht erst seit Kurzem Teil des Speiseplans von uns Menschen. Während Babys Milch immer schon gut verdauen konnten, ging diese Fähigkeit mit dem Erwachsenwerden verloren. Bevor die Menschen sesshaft wurden und Tiere wegen ihres Fleisches und ihrer Milch züchteten, besaßen Erwachsene normalerweise nichts mehr von dem Enzym Laktase. In vielen Teilen der Welt ist das auch heute noch so: In Asien oder Afrika zum Beispiel, wo Milch in der Ernährung keine große Rolle spielt, vertragen die meisten Erwachsenen keine Milch. Dort sind bis zu 90 Prozent der Menschen laktoseintolerant. In Europa hingegen haben sich über die Jahrtausende Gene durchgesetzt, die Laktose auch für Erwachsene verträglich machen. Diese Entwicklung dürfte sich jedoch im Moment wieder umkehren und immer mehr Menschen verlieren die Fähigkeit, Laktose auch im Erwachsenenalter verwerten zu können.
Was tun bei Laktoseintoleranz?
Wenn Sie nach dem Milchkaffee, dem Eis oder der Cremetorte regelmäßig Bauschmerzen, Durchfall, Blähungen, Müdigkeit oder Bauchgrummeln bemerken, sollten Sie an eine Laktoseintoleranz denken. Eine Laktoseintoleranz lässt sich durch einfache und schmerzlose Tests feststellen. Beim sogenannten H2-Atemtest bekommen Sie vom Arzt oder der Ärztin ein Glas mit reiner Laktose-Lösung zu trinken. Danach werden eventuelle Beschwerden beobachtet und dokumentiert. Außerdem blasen Sie anschließend alle 30 Minuten in ein Röhrchen, ähnlich wie bei einem Alkomat-Test. Dabei werden Abbauprodukte in der Atemluft gemessen, die Darmbakterien bei der Verwertung von Laktose produzieren. Das gibt Auskunft darüber, wie viel der Laktose unverdaut im Darm zurückbleibt. Auch über einen Blut-Test lässt sich eine Laktoseintoleranz feststellen. Um die Beschwerden bei Laktoseintoleranz in den Griff zu bekommen, hilft nur eines: Laktose zu vermeiden. Glücklicherweise gibt es mittlerweile alle Milchprodukte vom Fruchtjoghurt bis zum Eis auch als laktosefreie Varianten. Auch viele Restaurants oder Cafes bieten Gerichte, Mehlspeisen und Milchkaffee ohne Laktose an.
Enzym Laktase als Tabletten oder Kapseln
Wer hin und wieder auf „normale“ Milchprodukte nicht verzichten will, dem könnten Laktase-Tabletten oder-Kapseln helfen. Sie enthalten das Enzym Laktase und können zu den Mahlzeiten eingenommen beim Verdauen des Milchzuckers helfen. Zu kaufen gibt es sie in Apotheken und Drogerien. Sie dürften aber nicht bei allen Menschen gleich gut wirken. Mehr wissenschaftlich fundierte Infos zu Laktase-Produkten und wie gut helfen können, liefert auch das Recherche-Portal Medizin-transparent.
Achtung bei Selbst-Diagnose!
Wer den Verdacht auf eine Laktoseintoleranz hat, sollte das mittels Tests ärztlich untersuchen lassen. Auf gut Glück Milchprodukte zu vermeiden kann nämlich auch nach hinten losgehen: Die Fähigkeit, Laktose problemlos verdauen zu können, kann man sich nämlich auch „abtrainieren“. Nehmen nicht betroffene Menschen längere Zeit keine Milchprodukte zu sich, kann das zu einer verminderten Aktivität des Enzyms Laktase und somit zu einer Laktoseintoleranz führen. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass Laktose an sich nicht ungesund ist. Für Menschen, die sie gut vertragen hat ein Verzicht auf Laktose keine gesundheitlichen Vorteile.
Laktoseintolerant? Ein Test bringt Gewissheit.
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