Bauchweh, Durchfall, Verstopfung, Bauchgrummeln, Blähungen, Völlegefühl. Doch niemand von den meist vielzähligen besuchten Ärztinnen und Ärzten findet eine Ursache für die Verdauungsbeschwerden, die mal kommen, mal gehen. Der Bauch fühlt sich krank an, der Stuhlgang funktioniert nicht richtig. Aber eine Ursache dafür scheint es nicht zu geben. Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten wurden bereits ausgeschlossen, ebenso Entzündungen, Zöliakie oder andere gefährlichen Erkrankungen, wie Darmkrebs. Übrig bleibt schließlich eine Diagnose: das Reizdarm-Syndrom.
Reizdarm: Was ist denn das?
Wie und warum das Reizdarm-Syndrom entsteht, ist unklar. Oft wird von einem „nervösen Darm“ gesprochen. Deshalb nämlich, weil sich die Beschwerden bei Stress und Anspannung meist verschlimmern und bei Entspannung bessern. Die Psyche und das Nervensystem dürften also eine Rolle spielen. Daneben gibt es unzählige andere Theorien dazu, was hinter dem Reizarm-Syndrom stecken könnte: die Lebensgemeinschaft der Bakterien im Darm etwa, das sogenannte Mikrobiom. Oder auch Störungen der Darmmuskulatur, Entzündungen in der Darmwand oder bestimmte Ernährungsgewohnheiten. Ungewiss ist dabei allerdings, was davon die Ursache und was die Folge des Reizdarm-Syndroms ist.
Wann an ein Reizdarm-Syndrom denken?
Die Diagnose Reizdarm-Syndrom ist häufig. Rund 10 bis 20 von 100 Menschen sind betroffen, Frauen ungefähr doppelt so häufig wie Männer. Um die Diagnose stellen zu können, muss die Ärztin oder der Arzt vorher alle anderen Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen haben. Hinter Bauchschmerzen und Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang können schließlich viele verschiedene, mitunter gefährliche Erkrankungen stecken.
Ein Reizdarm-Syndrom ist dann wahrscheinlich, wenn
- die Beschwerden länger als drei Monate andauern und Durchfall oder Verstopfung darunter sind,
- die Beschwerden die Lebensqualität der Betroffenen verschlechtern, wenn also ein Leidensdruck besteht,
- und andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen wurden.
Achtung: Weitere Symptome wie ungewollter Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, Blässe oder Fieber sind Warnsignale für andere Erkrankungen, wie eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder Darmkrebs. Untersuchungen wie etwa eine Darmspiegelung (Koloskopie) sind in diesem Fall unbedingt notwendig.
Was helfen kann
Ein Heilmittel für das Reizdarm-Syndrom gibt es nicht. Durch genaues Beobachten des eigenen Körpers können Betroffene aber oft herausfinden, was ihnen guttut und ihre Beschwerden lindert. Dann kann es helfen, bestimmte Nahrungsmittel zu meiden, Möglichkeiten der Entspannung zu finden oder Sport zu machen. Manchen Betroffenen helfen Probiotika oder Pfefferminz-Öl. Wissenschaftlich gesichert ist deren Wirksamkeit allerdings nicht.
Als gut wirksam gegen Reizdarm-Syndrom hat sich in Studien bisher nur die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Gegen Beschwerden wie Verstopfung oder Bauchkrämpfe können Ballaststoffe oder Mittel gegen Verstopfung beziehungsweise krampflösende Medikamente helfen.
Könnte es Reizdarm sein?
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